US-Zölle: Es braucht eine Stärkung des Produktionsstandorts Schweiz
Die Schweizer Schokoladen-, Biskuits-, Dauerbackwaren und Zuckerwarenindustrie ist seit Langem ein Aushängeschild unseres Landes. Die beliebten Produkte stehen weltweit für höchste Qualität, Innovation und Tradition. Doch in einer Zeit zunehmender protektionistischer Tendenzen – insbesondere durch die neuen US-Zölle – gerät die internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer Branche unter Druck. Die Zahlen sprechen diesbezüglich bereits eine deutliche Sprache: So ist im ersten Halbjahr 2025 die exportierte Menge bei der Schokolade um 5.3 Prozent, bei den Dauerbackwaren um 5.8 Prozent und bei den Zuckerwaren um 13.1 Prozent eingebrochen.
Damit die Schweiz auch in Zukunft ein attraktiver Produktionsstandort bleibt, braucht es jetzt mutige politische Entscheidungen – unabhängig davon, welches Verhandlungsziel der Bundesrat mit der amerikanischen Regierung allenfalls noch erreichen kann. Denn es scheint eindeutig: Im Handel mit den USA bleiben Zölle und Handelsschranken wohl über längere Zeit eine neue Realität; einzig die Höhe der Zölle kann sich wohl immer wieder ändern. Zudem müssen wir davon ausgehen, dass in den nächsten Jahren der Trend zu stärkerem Protektionismus anhalten wird.
CHOCOSUISSE und BISCOSUISSE fordern eine konsequente Stärkung der Standortattraktivität in der Schweiz durch den Abbau unnötiger Regulierung und das Stoppen geplanter zusätzlicher regulatorischer Belastungen.
Konkret möchten wir aus Sicht unserer Branchen folgende Punkte hervorheben:
- Auf nationale Regeln bei Verpackungen und Bedarfsgegenständen verzichten
Die Schweiz braucht keine neuen Regulierungen, die den Firmen viel Aufwand im Bereich der Lebensmittelkontaktmaterialien (Verpackungen und Bedarfsgegenstände) bescheren, und schon gar nicht allfällige Vorgaben, die über europäische Standards hinausgehen. Diese treiben Kosten zusätzlich in die Höhe und schwächen die Exportfähigkeit. Daher ist auf den starken Ausbau der Verpackungsverordnung, die der Bund momentan vernehmlasst, zu verzichten, und sind Regulierungen im Bereich der Bedarfsgegenstände rückgängig zu machen, beispielsweise das Verbot von Bisphenol A (BPA) in Schokoladeformen, solange es keine gleichwertige Ersatzlösung gibt. - Überbordende Deklarationspflichten abbauen
Schweizer Spezialregeln bei der Kennzeichnung von vorverpackten Lebensmitteln führen zu unverhältnismässig hohen Aufwänden und Kosten in Bezug auf den Mehrwert für den Konsumenten. Namentlich die von den Exportmärkten abweichenden Vorgaben bei der Herkunftsdeklaration von Zutaten sind abzuschaffen. Wie in der EU erlaubt, sollte auch in der Schweiz der zollrechtliche Ursprungsort einer Zutat deklariert werden dürfen anstelle des Anbauorts des vorangehenden Naturproduktes. Zudem sollte auch in der Schweiz bei der Angabe der Herkunft von Zutaten ein übergeordneter geografischer Raum oder die Aussage «stammt nicht aus xy» ausreichen. - Preis-Handicap bei Agrarrohstoffen beseitigen
Die Schweizer Lebensmittelindustrie zahlt im Schnitt je nach Rohstoff gut doppelt so viel für Agrarrohstoffe als die ausländische Konkurrenz. Vorliegende und zukünftige parlamentarische Vorstösse zur Einführung von Mindestpreisen oder ähnlichen Massnahmen lehnen wir daher ab. Hauptsächlich ist dafür zu sorgen, dass der agrarpolitisch bedingte Preisnachteil für die verarbeitende Lebensmittelindustrie entweder eliminiert oder sowohl auf dem Binnenmarkt wie auch auf dem Exportmarkt vollständig ausgeglichen wird. Die Nachfolgelösung des Schoggi-Gesetzes ist ein wichtiger Baustein, der aber nicht ausreicht. Es braucht zusätzliche Massnahmen. - Arbeitsmarktregulierungen flexibilisieren
Strenge Arbeitszeitvorgaben oder Hürden bei der Rekrutierung ausländischer Fachkräfte machen es zunehmend schwieriger, die Produktion flexibel zu gestalten und qualifiziertes Personal zu sichern. So sind beispielsweise die geltenden Bestimmungen zu Arbeitszeiten zu rigide, um bei Inbetriebnahmen oder technischen Störungen rasch reagieren zu können, und es braucht eine Vereinfachung und Beschleunigung der Bewilligungsverfahren beim kurzfristigen Einsatz von Fachkräften aus dem EU-Raum. - Werbe- und Marketingeinschränkungen verhindern
Geplante Werbeverbote für Süsswaren würden die Absatzchancen erheblich beeinträchtigen. Es ist daher darauf zu verzichten. - Freihandelsabkommensnetz ausbauen
Als stark exportorientierte Branchen sind wir auf gute, hindernisfreie Marktzugänge angewiesen. Mit der abnehmenden Bedeutung der multilateralen Welthandelsordnung und der WTO-Regeln ist es umso wichtiger, sich in möglichst vielen Märkten auf Freihandelsabkommen abzustützen und sich dadurch den Marktzugang langfristig sichern zu können. - Regelbasierte Welthandelsordnung stärken
Wir möchten betonen, dass wir weiterhin die WTO-Regeln als unverzichtbar für einen geordneten Welthandel erachten, und möchten Sie daher darin bestärken, weiterhin für eine regelbasierte Welthandelsordnung zu kämpfen und die WTO wieder zu stärken, allenfalls in einer Koalition der Willigen. - Unternehmensverantwortungsinitiative (UVI) 2.0 ablehnen
Wir dürfen keineswegs eine Erhöhung der rechtlichen Risiken am Standort Schweiz zulassen, was unsere Unternehmen zur Zielscheibe von Missbrauchsklagen machen würde. Zudem hat die Umsetzung des Gegenvorschlags zur ersten UVI bereits gezeigt, dass sie hohe administrative Aufwände verursacht.
Wir appellieren, die wirtschaftspolitischen Leitplanken so zu setzen, dass die Schweiz nicht durch Regulierungsdichte, sondern durch verlässliche Rahmenbedingungen, unternehmerische Freiheit und Verantwortung sowie Innovationsfreude überzeugt. Nur so können wir die Präsenz unserer hochwertigen Produkte «made in Switzerland» im In- und Ausland sichern, neue Märkte erschliessen und damit weiterhin interessante Arbeitsplätze anbieten sowie den Ruf der Schweiz als führende Schokoladen- und Süsswarennation verteidigen.
Neben diesen mittel- und langfristig wirksamen Massnahmen fordert CHOCOSUISSE auch kurzfristige Ausgleichsmassnahmen aufgrund der Gefahr, demnächst den US-Markt zu verlieren. Mehr dazu unter diesem Link.